pro.log „Zur schönen Aussichtt“

Hauke Pockrandt, der kurzfristig als Gastdramaturg die Dramaturgie zu dieser Inszenierung übernahm, führte in das Stück ein. Horváth nenne dieses und auch seine anderen Stücke Komödien, aber es seien Komödien, bei denen einem das Lachen im Halse steckenbleibe. In diesem Stück schafft er eine groteske Parallelwelt, ein verzerrtes Abbild seiner Zeit, das erstaunlich viele Fenster zu unserer Gegenwart – immerhin 100 Jahre später-öffnet. Das Stück zeigt die Verrohung der Gesellschaft in der Zeit des aufkommenden Faschismus, es erzählt viel über eine männlich dominierte, brutale Gesellschaft. Die Sprache, bestehend aus Floskeln und falschen Zitaten, verrate viel über die dysfunktionale Kommunikation aller, außer Christine. In der anschließenden Diskussion erhielt das Publikum Einblicke in die Erarbeitung einer Rolle, über die Setzung von Schwerpunkten in der Inszenierung. Eine Zuhörerin ging besonders auf das so viel verratende Bühnenbild und die Kostüme ein. Beides, so die Darstellenden, habe ihnen sehr geholfen.

v.l.n.r: es Florian Rummel, der Dramaturg Hauke Pockrandt, Leonard Meschter und Kristina Lotta Kahlert

pro.log zu „Faust“ mit Franz Schwarzbauer

Die zahlreichen Besucher des pro.logs zu „Faust, der Tragödie nächster Fail“ von Juli Mahid Carly erwartete am 30.3. ein interessanter Vortrag von Dr. Franz Schwarzbauer, der über die Rezeptionsgeschichte, die Entstehung und Überschreibung des „Faust“ äußerst kenntnisreich und zugleich verständlich referierte. Was die Konstanzer „Überschreibung“ betrifft, so erkennt Franz Schwarzbauer darin die literarische Form des „Pastiche“.  Diese sei weder so aggressiv wie die Satire noch so penetrant wie die Persiflage. Das Pastiche sei hingegen von einem gewissen Wohlwollen, von einer Hochschätzung (Hommage) für das Original bestimmt.

In der anschließenden Diskussion mit Publikum, der Dramaturgin Romana Lautner und den Darstellenden Sarah Siri Lee König, Partick.O. Beck, Julius Engelbach und Jonas Pätzold erfuhren wir, die wir nicht der Tiktok Generation angehören, sehr viel Interessantes. Hinter dem, was man durchaus als Klamauk empfinden kann, stecke Tiefgründiges, wie vor allem Sarah Siri Lee König eindrucksvoll unterstrich. Spannend seien besonders die Vorstellungen, in denen sich ein sehr junges und das nicht ganz so junge Abo-Publikum treffen. Im besten Fall können beide Seite auf vergnügliche Weise viel lernen, wozu auch der pro.log beitrug.