Die Umsetzung der weiblichen Punkmusik anhand eigener und gecoverter Songs von Nina Hagen in der Bearbeitung von Isabell und Wulf Twiehaus, schaffte für uns Theaterfreunde am 25. Februar den perfekten Rahmen für ein TriebWerk, um uns in die akustischen Elemente einer Produktion zu vertiefen.
Gemeinsam mit Rudolf Hartmann (Musikalische Leitung), Sabrina Toyen (Dramaturgie) und Sebastian Heiland (Leiter Ton & Video) konnten wir uns eingehend mit den Anforderungen bei der Entwicklung dieses speziellen Konzerts für die Musiker, die singenden Darstellenden und die Tontechnik beschäftigen.
Nach dem Apéro im Foyer des Stadttheaters und einem regen Austausch über das Erfahrene hatten wir abschließend noch die einmalige Gelegenheit, dem finalen Soundcheck von Ensemble, Musikern und Tontechnikern vor der Vorstellung beizuwohnen.
Wer sich dann noch dazu entschlossen hatte, direkt im Anschluss der Veranstaltung das Konzert zu besuchen, dem bot sich beim Sehen und vor allem beim Hören des Konzerts anhand all der Details, die wir erfahren durften, ein Ganzes, das einen begeistert zurückließ, mit «Ist alles so schön bunt (und laut) hier!»
Am 4. Februar trafen sich 25 Theaterfreundinnen und -freunde in der neuen Stammtischheimat „ Stephanskeller“. Alle waren sich einig, dass dieser historische Ort mit seiner gemütlichen und freundlichen Atmosphäre genau richtig ist für anregendes Zusammensein.
Am 1. April ist es wieder soweit, und das ist kein Aprilscherz!
Den gut besuchten pro.log zu „Biedermann und die Brandstifter“ am 27.10.2024 eröffnete Heike Brandstädter mit einem konzisen, aber gehaltvollen Vortrag, in dem sie psychologische, sprachliche und philosophische Interpretationen miteinander in Beziehung setzte. Als Dreh- und Angelpunkt diente das berühmte Wort Sigmund Freuds: „Das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus“. Danach könnte Biedermann als eine Art Anti-Faust gelesen werden, die Brandstifter als seine mephistophelisch-dunkle Seite. Der eigentliche Skandal des Stückes rührt daher, dass das Böse in Gestalt der Brandstifter nicht irgendeine Begründung erfährt, sondern Max Frisch das grundlos-Böse vorführt – eine Vorstellung, die wir (gerade heute) nicht ertragen können.
Der Vortrag bot viel Stoff für die anschließende, von Renate Schwalb moderierte Diskussion. Die Dramaturgin Lea Seiz, die Schauspielerinnen Kristina Lotta Kahlert (als Babette Biedermann) und Sarah Siri Lee König (als Schmitz) trugen Erhellendes über Erarbeitung des Stoffs und der Rollen bei. Das Publikum bereicherte die Diskussion mit Neugier und kritischen Fragen.
Wer sich am 20. Oktober um 11 Uhr zu dem Stück „Nice“ ins Theaterfoyer begeben hatte, wurde mit einem überaus lehrreichen Einblick in das Entstehen eines Theaterstücks belohnt. Der Autor ließ uns am Entstehungsprozess des Stücks teilhaben, wie er, ausgehend vom Auftrag ein „nicht moralisierendes Stück über Gaming“ für ein Publikum ab 14 Jahren zu schreiben, eigene, aber auch fremde Erfahrungen sammelte und so zu einem großen Themenkreis kam, der das zur Sprache bringt, was Jugendliche von heute bewegt, beschäftigt, belastet. Dabei gelang es ihm aber auch zu zeigen, wie man aus scheinbar ausweglosen Situationen herauskommen kann. Ein Schlüsselwort ist „einander zugetan sein“ und dies ist es, was Licht in die düsteren Momente bringt.
Doch es ging nicht nur um den kreativen Prozess des Schreibens, sondern auch darum, wie der Text in lebendiges Spiel umgesetzt wird. Dazu konnten uns die Dramaturgin Romana Lautner und der Schauspieler Julius Engelbach viel erzählen. Lautner brachte vor allem die Perspektive der Regie ein, die vor der Herausforderung stand, die von Śagor bereitgestellte stoffliche Überfülle zu bändigen und für die Zuschauer verdaulich zu machen. Engelbach berichtete, wie er die darzustellende Figur an sich als Person andocken lässt und ihr so Glaubwürdigkeit verleiht.
Das Gespräch der drei wurde von Renate Schwalb geschickt gesteuert. Ihre Eindrücke vom Stück, das nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Eltern und Großeltern, überhaupt für alle, die Einblick in die Welt von Jugendlichen erhalten wollen, gedacht ist, brachten die Zuschauerperspektive ein.
Der von Dr. Heike Brandstädter souverän moderierte pro.log bot viele Einsichten in den Stoff und in die Inszenierung.
Dr. Renata von Maydell schlug mehrere Schneisen durch das Dickicht von Buch und Inszenierung. Aus kultursoziologischer Perspektive ging sie mit Daten und Zahlen auf die „Kontingentflüchtlinge“ aus der Sowjetunion ein, zu denen auch die Hauptfiguren des Stückes gehören. Aus der Perspektive der Motivik arbeitete sie besonders die Funktionen des Blicks und des Sehens heraus, die eine zentrale Rolle für Geheimhaltungen und Geheimnisse im Roman spielen. Sie beleuchtete schließlich die verschiedenen Facetten der Entwurzelung der Protagonisten, die keine Kommunikation zwischen den Generationen mehr möglich machen.
V.l.n.r: Dr. Heike Brandstädter, Lilian Prent, Alicia Bishoff, Meike Sasse, Dr. Renata von Maydell
Die Dramaturgin Meike Sasse berichtete von dem gewundenen Werdegang des Theaterstücks, an dem auch die Buchautorin mitgeschrieben hatte, und welche Ideen die Inszenierung leiteten. Sie erläuterte auch die Wahl des Bühnenbilds und der Kostüme. Es war erstaunlich, wie viele Interpretationen hierfür gefunden werden können.
Die beiden Schauspielerinnen, Lilian Prent als Edi und Alicia Bischoff als Nina, ließen das Publikum teilhaben an ihrem Zugang zum Stück und zu den Figuren. Wir erfuhren dadurch auch, dass zu Beginn der Proben eine Art Familienaufstellung gemacht worden war und die dabei entstandenen Emotionen ihnen einen tieferen Zugang zu ihren Rollen ermöglicht habe, als dies bei einer rein kognitiven Herangehensweise möglich gewesen wäre.
Eine Anmerkung aus dem Publikum, dass das Stück bei aller Qualität so übervoll erschien, dass es auch überfordern konnte, mündete in eine interessante Diskussion. In der Folge haben die Mitglieder des Ensembles viele Details des Stückes beleuchten, klären und damit noch besser verständlich machen können. Jetzt erst recht lohnt es sich, das Stück ein erstes, ein zweites Mal zu sehen.
Sechzehn Theaterfreundinnen und -freunde trafen sich, alle erfreut, dass die Spielzeit angefangen hat. Eindrücke vom Theaterfest und der ersten Inszenierung wurden ausgetauscht, ebenso Erinnerungen an Inszenierungen aus früheren Zeiten. Es ist schon erstaunlich, wie viele Erinnerungen wach werden, welche Bilder in einem hochsteigen, wenn man sich gemeinsam erinnert.
Gerne begrüßten wir Eva Berger, die Nachfolgerin von Mela Breucker. Sie ist „unser“ direkter Draht zum Theater und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihr.
Der nächste Stammtisch findet am 3. Dezember wieder im Costa statt.
Der letzte pro.log einer Spielzeit ist schon durch den Ort, an dem er stattfindet, etwas Besonderes. Wie auf Befehl hörte am Sonntag, dem 23.6., der Regen auf und so viele Besucher wie noch nie konnten auf den Rängen der Open-Air-Bühne Platz nehmen, um einem spannenden, erhellenden, profunden Vortrag über Shakespeares Sommernachtstraum zuhören.
Martin Windisch zeigte, wie viel Tragödie, wie viel Dunkles in dieser Komödie steckt. Ein Hauptmotiv sei das patriarchalische System, welches es Vätern, Herrschern, Männern überhaupt erlaubt, den Frauen jegliches Selbstbestimmungsrecht zu nehmen, ja über ihr Leben und ihren Tod zu bestimmen. Die zum Albtraum werdende Sommernacht sei voller Echos der zuvor entstandenen Tragödien Titus Andronicus und Romeo und Julia. Dass sich in den zwischenmenschlichen Beziehungen in den mehr als 400 Jahren seit Entstehung dieser Komödie wenig geändert hat, zeigen die toxischen Beziehungen zwischen den angeblich sich Liebenden, die Unterwerfungsrituale, zu denen z.B. Helena bereit ist. Die Beschimpfungen zwischen Hermia und Helena lassen an „modernes“ Mobbing denken, mit dem Zettel-Esel spielt Shakespeare auf die zu seiner Zeit mit dem Tode bestraften Sodomie an, ebenso wie auf die Taktik, Menschen durch „Vertierung“ zu entmenschlichen, eine Praxis, die bis heute nicht ausgestorben ist. So steckt der „Sommernachtstraum“ voller Anspielungen auf Zeitprobleme, die man mühelos auch als noch als heutige erkennt.
So erscheinen auch die theatertheoretischen Diskussionen der „Pyramus und Thisbe“ aufführenden Handwerker höchst aktuell.
Der Referent dröselt das kunstvolle, aus vielen Schichten bestehende Gewebe auf. Die Konstanzer Inszenierung setze den Spielen im Spiel ein weiteres Spiel hinzu: Das Ganze wird als Aufführung von Mensch und Elf anlässlich des internationalen „Elfen-Mensch-Tags“ angekündigt, was dem Ganzen den Rahmen gibt. Die Inszenierung setze auf die Komödie, ohne die Abgründe auszublenden. Zum Abschluss stellt Martin Windisch die Frage, ob nicht alles Zettels, des Webers, Traum ist, der Peter Quince bittet, darüber eine Ballade zu schreiben, da ihn selbst das Erlebte sprachlos zurücklässt.
In dem anschließenden Gespräch mit den Mitwirkenden haben die Zuhörenden noch sehr viel Interessantes zu ihrem Verständnis ihrer Rollen erfahren, die Dramaturgin Cordula von Gradulewski gab Einblicke in das Regiekonzept. Jeder Beitrag war ein eigener, kleiner Vortrag.
Es war wieder ein pro.log, der das Erleben der Aufführung bereichert, denn wer mehr weiß, sieht mehr.
Sechzehn Theater- und Stammtischbegeisterte freuten sich auf einen Abend auf der Terrasse des Costa del Sol. Leider versteckte sich die bzw. der „sol“ rasch, schwarze Wolken zogen auf, entleerten sich und scheuchten uns nach innen. Der freundliche Wirt hat mit Helfern rasch einen großen Tisch zusammengestellt, um den wir uns drängten, tranken, aßen, diskutierten, die vergangene Spielzeit Revue passieren ließen, einfach Freude zusammen hatten. Ein neuer Stammtischgast entpuppte sich als Rosenkavalier, zur Freude des Rosenverkäufers und der beschenkten Damen. Alle waren sich einig, dass sie sich auf die nächste Spielzeit, unsere Angebote und auch auf weitere Theaterfahrten z.B.zu Uli Khuon nach Zürich freuen.
„Das Leben imitiert die Kunst, nicht die Kunst das Leben“: dieses Zitat von Oscar Wilde wurde zum Dreh- und Angelpunkt des faszinierenden Vortrags von Prof. Dr. Irmtraud Huber, Professorin für Englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie zeigte auf, in welcher Weise Oscar Wildes Leben und Denken vom Ästhetizismus geprägt war, ja – wie er sich selbst bewusst zum Kunstwerk machte. Dies änderte sich im Zuge seines literarischen Schreibens, und hierfür ist der Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ ein Beleg. Denn aufgrund der homoerotischen Darstellungen im Roman, mit denen Oscar Wilde vor Gericht persönlich identifiziert wurde, bestand jener auf dem Auseinandertreten von Autor und literarischer Figur, also von Leben und Kunst. Die zentralen Fragen Oscar Wildes, die er im Roman bearbeitete, galten daher dem Verhältnis von Leben und Kunst, Wahrheit und Schönheit. So wird Dorian Gray lesbar als reine Projektion der anderen Romanfiguren. Hier ist eine zentrale Verbindung zu dem Stück „Das Bildnis nach Motiven des Dorian Gray“, wo die Fragen von Selbstinszenierung und Authentizitätssehnsucht in ein überraschend neues Licht rücken.
In der anschließenden, lebhaften Diskussion konnten die Mitglieder des Ensembles – Beck, König, Rohde – dem Auditorium so manchen Einblick in die Erarbeitung des Textes und das Werden des Stückes geben. Bliebe noch zu sagen, dass dies die wohl bestbesuchte Veranstaltung in der Geschichte der pro.loge war. „Nichts ist so schön wie ein voller Hörsaal“, kommentierte Heike Brandstädter daher die große Besucherzahl bei der Begrüßung.
Nach den begeisterten Rückmeldungen zu unserem ersten Ausflug nach Zürich haben wir ein etwas ambitionierteres Projekt unternommen: einen Ausflug zu der herausragenden Inszenierung von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ am Theater Basel durch Antú Romero Nunes: https://www.theater-basel.ch/de/einsommernachtstraum. Diese Aufführung war 2023 zum Theatertreffen Berlin eingeladen.
Am Pfingstmontag war es soweit. Die Anreise erfolgte wieder in Eigenregie – per Bahn kam man in den Genuss des Baden-Württemberg-Tickets. Ab 16 Uhr trafen wir uns am Buffet des Restaurant „tibits“, wo wir uns ganz individuell taufrische arabisch-asiatisch-mediterrane Köstlichkeiten zusammenstellen konnten. Um 17.30 Uhr waren unsere Karten an der Theaterkasse abholbereit; als vergleichsweise große Gruppe hatten wir einen Gruppenrabatt von 20 % – und traumhafte Plätze quasi inmitten der Aufführung. Wir hatten noch Zeit, um vorab die Einführung zu hören, bevor wir zwei Stunden und 40 Minuten wie gefesselt die Inszenierung genossen. Für die gemeinsame Rückreise mussten wir dann sehr diszipliniert sein: Es war der letzte Zug!!!
Den Ausflug hat unser Vorstandsmitglied Heike Brandstädter konzipiert, die natürlich auch dabei war. Ein besonders interessanter Anknüpfungspunkt ist für uns natürlich, dass „Der Sommernachtstraum“ in diesem Jahr vom Theater Konstanz auf dem Münsterplatz gegeben wird. Dazu ist auch wieder ein pro.log vorgesehen, der diesmal von Dr. Martin Windisch gehalten wird.
… ein paar Stimmen unserer Mitglieder
Danke für die gestrige gemeinsame Fahrt ins Theater Basel. Wir, meine Frau und ich, haben den Tag/Abend sehr genossen. Die Inszenierung und die SchauspielerInnen waren ganz hervorragend. Wir haben uns sehr amüsiert. Die spannende Frage, ob wir den letzten Zug nach Singen noch erwischen, gab dem Ganzen noch einen Touch von Abenteuer. Bernhard Vidoni
Diese Theaterfahrt wurde mehrfach zu einem Traum. Pfingsten und Sonne, Spaziergang am Rhein, Übersetzen mit der Fähre, der Münsterplatz, das Münster, die herrlichen Häuser – all das war schon ein Traum. Und dann der Zweck der Reise, „Der Sommernachtstraum“ am Basler Theater: traumhafte Inszenierung, traumhafte Darsteller und Darstellerinnen, Spielfreude, Witz, der nicht nur oberflächlich ist, Tiefgründigkeit, die nicht aufdringlich ist. Dank an die Organisatorin, Heike Brandstädter: bitte mehr solcher Theaterfahrten! Renate Schwalb
Noch einmal herzlichen Dank für den Volltreffer Tipp / Trip nach Basel. Was für eine fulminante humor- und phantasievolle Aufführung!! Pierre Widmer, Präsident der Gesellschaft der Freunde des Schauspielhauses (Zürich)
Mein schönstes Theatererlebnis! Ich kann mich an keines erinnern, das mich mehr begeistert hätte. Johannes Schacht