Jubiläumsfeier Junges Theater Konstanz

Gestern ging die Woche des Jungen Theaters Konstanz zu Ende.. Die 30-Jahrfeier war Corona zum Opfer gefallen, darum wurde der 33ste Geburtstag gefeiert. Am Ende des Festprogramms überreichten wir dem Jungen Theater zwei Spendenschecks. Danach wurde die Geburtstagstorte angeschnitten, die ebenfalls von unserem Verein gesponsert worden war.

Die Helmut-Kraft-Stiftung hatte uns vor einiger Zeit eine Spende über 1.500,- Euro zukommen lassen, mit der Bitte, diese im Sinne unseres Vereinszwecks, nämlich der Förderung des Stadttheaters, zu verwenden. In der letzten Sitzung hat der Vorstand beschlossen, mit der Spende das Junge Theater zu unterstützen. Wir hatten auch beschlossen, den Betrag aus unseren Vereinsmitteln zu verdoppeln.

Dies war eine gute Gelegenheit, den anwesenden Geburtstagsgästen unseren Verein vorzustellen bzw. in Erinnerung zu rufen. Ich konnte darauf hinweisen, dass Theaterförderung auch Publikumsförderung ist, denn Theater ohne Zuschauer gibt es nicht. Die Förderung des Theater- und Publikumsnachwuchses ist daher ein sehr unterstützenswertes Anliegen.

Rückblick auf den pro.log zu Ich lieb dich

Der pro.log am 12.3. zu „Ich lieb dich“ von Kristo Śagor war eine Premiere in mancherlei Hinsicht: Die Veranstaltung fand eine Woche vor der Premiere des Stücks statt und Romana Lautner, die Dramaturgin und Leiterin des Jungen Theaters, führte in das Stück ein. Im Mittelpunkt stand ein Stück ab 8 Jahren und statt eines Vortrags gab es ein Interview. Drei Mitglieder des frisch gegründeten Jugendbeirats, Florentina (11), Anuk (12), Philippa (11), stellten dem Autor des Stück, Kristo Šagor 26 Fragen. Es waren kurze, prägnante Fragen, die Šagor schnell ins Erzählen brachten.

Der Stückeschreiber und Regisseur berichtete sehr persönlich über die Art und Weise, wie er seine Stücke schreibt, wie seine Ideen entstehen und wie er sich als Autor entwickelt hat. Seine Ausflüge in die Arbeit als Regisseur erlaubte einen Blick in den „Instrumentenkasten“, mit dem Autoren und Regisseure ihren Stoff entwickeln.

So erfuhren wir viel über seinen Weg zum Schreiben, seinen Prozess des Schreibens, sein Ziel des Schreibens- für Kinder, Jugendliche wie Erwachsene: Wenn eine Diskussion darüber entsteht, was man gehört, gesehen und verstanden hat, wenn man sich mit verschiedenen Sichtweisen auseinandersetzt, im eigentlichen Leben wiederfindet, was man im Stück gesehen hat, dann sei schon viel von dem erreicht, was ihm vorschwebt. Der Autor, der gerade auch Regie führt in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, faszinierte die Anwesenden durch seine lebhaften, sehr persönlichen Erzählungen. Junges Theater- auch Theater für ein älteres Publikum!

Rückblick auf den pro.log zu Animal Farm

Der pro.log zu Animal Farm am 05.03. war wieder einmal sehr gut besucht. Dr. Windisch hielt einen spannenden und fundierten Vortrag über die Hintergründe von Orwells Fabel. Er knüpfte an den russischen Überfall auf die Ukraine an und erinnerte an den Holodomor. Das Leid der Menschen der damaligen Zeit wurde mit Fotografien verdeutlicht. Die Wirkung von Menschendarstellung als Tiere verdeutlichte Dr. Windisch an Bildbeispielen mit Putin und Trump. Die tiefgreifenden und umfangreichen Ausführungen zur Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte zeigten unter anderem, wie Orwells Werk in der politischen Auseinandersetzung des kalten Krieges instrumentalisiert wurde. Mehrfach lobte Dr. Windisch die gelungene Inszenierung. Dass sie keinen konkreten Zeitbezug herstellt, ermögliche einen weiten Raum für Assoziationen, sei es ins Politische oder auch ins Zwischenmenschliche, das sich in gruppendynamischen Prozessen zeigt. 

In der anschließenden Diskussion wurde daran erinnert, dass es auch nach der Stalin-Zeit ähnliche Entwicklungen von euphorisch gefeierter Freiheit zu deprimierender Unterdrückung gab; der Iran und Nicaragua wurden explizit genannt. Wohl durch Dr. Windischs‘ Verweis auf den Holodomor und seine Ausführungen zu Tierwohl und Tierethik wurde die Frage angeregt, inwieweit das Essen von Tieren zu rechtfertigen sei. Die Dramaturgin Hannah Stollmayer erzählte, dass sie mit der Regisseurin Franziska Stuhr diskutiert hatte, ob dieses Thema in der Inszenierung eine explizite Rolle einnehmen solle. Man habe sich dagegen entschieden, stelle aber fest, dass Jugendliche in der Nachbesprechung den Punkt regelmäßig ansprechen, so wie das auch in dieser Veranstaltung geschah.  Miguel Jachmann wurde gefragt, ob denn die Aufführung zu einer sportlichen Herausforderung würde. Die Säcke seien schon schwer und nach sieben aufeinanderfolgenden Aufführungen spüre er schon seine Muskeln, erzählte Jachmann. Kristina Lotta Kahler berichtete, dass das Team sich gefragt hatte, ob sie beim Proben sich mehr als Tier oder als Menschen fühlen würden. Sie war erstaunt, dass sie nach kurzer Zeit völlig vergessen hatte, dass sie ein Tier war.

V.l.n.r; Dominik Puhl, Kristina Lotta Kahlert, Thomans Fritz Jung, Miguel Jachmann

Insgesamt gab die Veranstaltung tiefe Einblicke in die Hintergründe des Textes von Orwell, aber auch in die Arbeit von Regisseurin, Dramaturgin und Darstellenden, deren Ergebnis wir auf der Bühne sehen können.