Am 5.10. fand der erste Stammtisch in der neuen Spielzeit statt. Die Wirtin im Hintertürle geriet in eine leichte Panik, als immer mehr Menschen in die Weinstube strömten, es waren letztendlich 17, die sich um zwei große Tische drängten. Themen für lebhafte Diskussionen gab es genug: Die das Theater in seiner Existenz bedrohenden Spardebatte, die großartige Auftaktinszenierung „Die Ärztin“, wobei man den „Tragödienbastard“ in der Werkstatt nicht übersehen sollte. Frau Lautner kam ebenfalls vorbei, gab weitere Informationen und machte Lust auf „Kabale +Liebe“ im Jungen Theater.
Besonders freuten wir uns, neue Mitglieder begrüßen zu dürfen. Das Theater braucht gerade jetzt mehr denn je Unterstützung und sichtbare Solidarität!
Die drei Vereine, Theaterfreunde Konstanz, Internationaler Bodenseeclub und Volksbühne Konstanz, haben gemeinsam in einem offenen Brief gegen Haushaltskürzungen im Bereich der Kultur Stellung bezogen. Den Brief finden Sie hier.
Die drei eingetragenen Vereine repräsentieren rund 1000 kulturinteressierte Bürgerinnen und Bürger. Die Stellungnahme listet in sechs Thesen auf, warum unser Stadttheater ohne Einschränkungen erhalten werden muss.
Theater ist eine fundamentale Kulturtechnik und ein Grundbaustein der Künste
Theater gehört zur Gesellschaft wie Politik, Schulen und Wissenschaft
Theater muss immer vorangehen
Theater bewahrt Authentizität, Echtzeit und Präsenz
Das Theater Konstanz und das Junge Theater Konstanz (JTK) sind unverzichtbar
Konstanz profitiert vom Theater als Standortfaktor – und das muss so bleiben!
Am 5.7. fand das letzte Triebwerk der Spielzeit 22/23 statt. Sechzehn Theaterfreunde und -freundinnen trafen sich zu einem speziellen Event an der Seestraße 1. Dort erwartete sie ein Theaterstück der besonderen Art. Vor der Uraufführung am 7.7. wohnten sie den „:innen“ bei, einer, wie es die Autorinnen nennen, „Stadtvermessung“, in der es darum geht zu zeigen, dass Städte von Männern konzipiert wurden und werden, wo der Stadtraum frauenunfreundlich bis frauenfeindlich ist, kurz um den Gender Data Gap. Das alles unterhaltsam vorgebracht von einer Aktivistin (Sarah Siri Lee König), einer Reporterin (Kristina Lotta Kahlert) und einer wunderschönen Imperia (Dominik Puhl), die von einem DLRG-Boot an die Seestraße geschippert wurde. Ausgerüstet mit Kopfhörern zogen wir, unterbrochen von einem kleinen Regenschauer, weiter in den zur Haltestelle Sternenplatz führenden Tunnel, wo die zweite Station des Spaziergangs stattfand. Anschließend ging es zum Ausklang und Gespräch mit der Dramaturgin zum nahe gelegenen Wirtshaus, wo wir ganz exklusiv auf der Terrasse hoch über dem Rhein Platz nahmen.
Am 1. Juni trafen sich 10 Theaterfreundinnen und 1! Theaterfreund zum letzten Stammtisch in dieser Spielzeit. Sehr erfreulich war die Anwesenheit zweier neuer Mitglieder, die das Durchschnittsalter unseres Vereins merklich senken.
Ganz besonders freuten wir uns darüber, dass uns Romana Lautner, Dramaturgin und Leiterin des Jungen Theaters, besuchte. Sie wollte den Theaterfreunden nochmals persönlich danken für die Spende an das Junge Theater, die in diesen schwierigen Zeiten manches ermöglicht, worauf sonst verzichtet werden müsste. Sie versprach wieder zu kommen.
Wieder einmal wurde deutlich, wie wichtig das Engagement der Theaterfreunde- ob ideeller oder / und finanzieller Art- für das Theater ist.
Mögen wir uns am 5. Oktober zum ersten Stammtisch in der neuen Spielzeit gesund und erholt wiedersehen. Haben Sie einen schönen Sommer!
Die Referentin Frau Dr. Ariane Bertogg, deren Forschungsinteressen Familie, Lebenslauf, Ungleichheit, Wohlfahrtsstaat und wie dies alles zusammenhängt sind, fragte zum Anfang ihrer Ausführungen nach Gemeinsamkeiten zwischen Soziologie und Theater: Beide fragen nach den Menschen und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Das Theater könne die Beobachtungen auf einzelne Typen bis hin zum Klischee zuspitzen, was die Soziologie als Wissenschaft vermeiden müsse.
Sie lobte Stück und Inszenierung und zeigte in ihrer Interpretation, wie dieses Stück Erkenntnisse aus der Soziologie in Geschichten von Menschen konkretisiert. Dem Schreiber dieses Textes gefiel besonders die Deutung der Platzanweiser als internalisiertes Regelwerk in uns Menschen.
Die Referentin bezog die Zuhörenden während ihres Vortrags immer wieder mit ein, was zu einer anregenden Diskussion führte, in der es oft um persönliche Erfahrungen mit dem Sozialaufstieg ging. Eine lebhafte Diskussion entspann sich an der Frage, ob die Namen Alex und Toni, welche auch Männernamen sind, von der Autorin gewählt worden waren, um das Stück nicht zu einen Geschlechter-Stück zu machen.
Luise Harder, die im Stück die junge Toni verkörpert, gab uns einen Einblick in ihre Arbeit an und ihr Verständis von dieser Rolle, die vom Spannungsverhältnis zwischen Mitleid ob der bescheidenen Lebensverhältnisse und Bewunderung für den Mut, die Authentizität und Intensität des Lebens dieser Protagonistin geprägt ist- im Gegensatz zu ihrer Jugendfreundin Alex, die ihren sozialen Aufstieg mit extremer Anpassung bis hin zur Selbsverleugnung bezahlt. Wieder einmal wurde deutlich, wie intensiv sich die Darstellenden mit ihren Rollen, mit den Stücken auseinandersetzen.
Alles in allem erlebten wir einen lebhaften pro.log, in dem sich Wissenschaft, Interpretation des Stückes und persönliche Erfahrungen ergänzten.
Dreizehn Theaterfreundinnen und -freunde lauschten den Ausführungen der Hausregisseurin Franziska Autzen, die auch anhand eines Bühnenbildmodells zeigte, wie eine Inszenierung entsteht, wie lange sich die Regisseurin oder der Regisseur mit dem Stoff beschäftigt, bevor die Probenarbeit beginnt. Wir erfuhren, wie wichtig die hinter der Bühne arbeitenden Gewerke sind, wie ein Rädchen ins andere eingreifen muss, damit das entsteht, was wir dann auf der Bühne sehen.
Wie bedeutend das Licht im Rahmen einer Inszenierung ist, konnten wir während einer Beleuchtungsprobe erleben. Akribisch und geduldig wird immer wieder probiert, wie sich die Beleuchtung auswirkt – eine zeitintensive (für eine Szene von weniger als einer Minute eine Dreiviertelstunde akribisches Ausleuchten verschiedener Stimmungen) und sicher auch nervenaufreibende Arbeit, bei der wir die ruhige und konstruktive Arbeit des ganzen involvierten Teams bewundern lernten. Theater lebt nicht nur vom Wort, sondern es sind die Bilder, die ebenfalls die Geschichte erzählen, und wie ein Bild wirkt, hängt eben auch stark von der Beleuchtung ab.
Der anschließende Apéro konnte bei angenehmen Temperaturen auf der Terrasse der Blende 8 stattfinden und war, wie immer, eine tolle Gelegenheit für den gegenseitigen Austausch.
Trotz österlicher Aktivitäten versammelten sich acht Theaterfreundinnen und -freunde um den schönen ovalen Tisch im Hintertürle. Die großartige Inszenierung von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ sowie der ebensolche pro.log mit Dr. Manuela Müller-Windisch waren Gegenstand von Diskussionen, aber auch die Bedeutung des Theaters als unverzichtbarer Bestandteil von Bildung. Man ahnt, dass letzteres die Tür für weitere Diskussionen öffnete: Was ist Bildung, wie ändert sich das Verständnis von Bildung mit der Zeit usw.
Alles in allem erlebten wir wieder einen anregenden und trotz der ernsthaften Themen unterhaltsamen Abend. Der nächste Stammtisch, zu dem Frau Lautner kommen möchte, um sich für die Spenden für das Junge Theater zu bedanken, ist am 1. Juni.
Vor vollem Haus ging Dr. Manuela Müller-Windisch in ihrem brillanten Vortrag zu Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf auf die Genese des Stückes im Spannungsfeld zwischen dem Disney-Klassiker “Who’s Afraid of the Big Bad Wolf”, Virginia Woolfs Kurzgeschichte “Lappin and Lapinova“ und Albees Biografie ein und beleuchtete die herausragende Konstanzer Inszenierung.
Im Anschluss an den Vortrag war das komplette Ensemble mit Jana Alexia Rödiger, Patrick O. Beck, Sarah Siri Lee König, Julian Mantaj und der Chefdramaturgin Dr. Doris Happl zusammen mit der Vortragenden und Dr. Martin Windisch als Moderator auf dem Podium und diskutierte u.a. das Verhältnis von Innen und Außen im Konstanzer Bühnenbild, die Übergänge vom Spielerischen zu toxischen Beziehungsgeflechten, das ideale Vertrauensverhältnis innerhalb des Ensembles und die theatrale Spannung zwischen Ehetragödie und Liebesgeschichte.
Gestern ging die Woche des Jungen Theaters Konstanz zu Ende.. Die 30-Jahrfeier war Corona zum Opfer gefallen, darum wurde der 33ste Geburtstag gefeiert. Am Ende des Festprogramms überreichten wir dem Jungen Theater zwei Spendenschecks. Danach wurde die Geburtstagstorte angeschnitten, die ebenfalls von unserem Verein gesponsert worden war.
Die Helmut-Kraft-Stiftung hatte uns vor einiger Zeit eine Spende über 1.500,- Euro zukommen lassen, mit der Bitte, diese im Sinne unseres Vereinszwecks, nämlich der Förderung des Stadttheaters, zu verwenden. In der letzten Sitzung hat der Vorstand beschlossen, mit der Spende das Junge Theater zu unterstützen. Wir hatten auch beschlossen, den Betrag aus unseren Vereinsmitteln zu verdoppeln.
Dies war eine gute Gelegenheit, den anwesenden Geburtstagsgästen unseren Verein vorzustellen bzw. in Erinnerung zu rufen. Ich konnte darauf hinweisen, dass Theaterförderung auch Publikumsförderung ist, denn Theater ohne Zuschauer gibt es nicht. Die Förderung des Theater- und Publikumsnachwuchses ist daher ein sehr unterstützenswertes Anliegen.
Der pro.log am 12.3. zu „Ich lieb dich“ von Kristo Śagor war eine Premiere in mancherlei Hinsicht: Die Veranstaltung fand eine Woche vor der Premiere des Stücks statt und Romana Lautner, die Dramaturgin und Leiterin des Jungen Theaters, führte in das Stück ein. Im Mittelpunkt stand ein Stück ab 8 Jahren und statt eines Vortrags gab es ein Interview. Drei Mitglieder des frisch gegründeten Jugendbeirats, Florentina (11), Anuk (12), Philippa (11), stellten dem Autor des Stück, Kristo Šagor 26 Fragen. Es waren kurze, prägnante Fragen, die Šagor schnell ins Erzählen brachten.
Der Stückeschreiber und Regisseur berichtete sehr persönlich über die Art und Weise, wie er seine Stücke schreibt, wie seine Ideen entstehen und wie er sich als Autor entwickelt hat. Seine Ausflüge in die Arbeit als Regisseur erlaubte einen Blick in den „Instrumentenkasten“, mit dem Autoren und Regisseure ihren Stoff entwickeln.
So erfuhren wir viel über seinen Weg zum Schreiben, seinen Prozess des Schreibens, sein Ziel des Schreibens- für Kinder, Jugendliche wie Erwachsene: Wenn eine Diskussion darüber entsteht, was man gehört, gesehen und verstanden hat, wenn man sich mit verschiedenen Sichtweisen auseinandersetzt, im eigentlichen Leben wiederfindet, was man im Stück gesehen hat, dann sei schon viel von dem erreicht, was ihm vorschwebt. Der Autor, der gerade auch Regie führt in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, faszinierte die Anwesenden durch seine lebhaften, sehr persönlichen Erzählungen. Junges Theater- auch Theater für ein älteres Publikum!