pro.log zu „Biedermann und die Brandstifter“

Den gut besuchten pro.log zu „Biedermann und die Brandstifter“ am 27.10.2024 eröffnete Heike Brandstädter mit einem konzisen, aber gehaltvollen Vortrag, in dem sie psychologische, sprachliche und philosophische Interpretationen miteinander in Beziehung setzte. Als Dreh- und Angelpunkt diente das berühmte Wort Sigmund Freuds: „Das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus“. Danach könnte Biedermann als eine Art Anti-Faust gelesen werden, die Brandstifter als seine mephistophelisch-dunkle Seite. Der eigentliche Skandal des Stückes rührt daher, dass das Böse in Gestalt der Brandstifter nicht irgendeine Begründung erfährt, sondern Max Frisch das grundlos-Böse vorführt – eine Vorstellung, die wir (gerade heute) nicht ertragen können.

Der Vortrag bot viel Stoff für die anschließende, von Renate Schwalb moderierte Diskussion. Die Dramaturgin Lea Seiz, die Schauspielerinnen Kristina Lotta Kahlert (als Babette Biedermann) und Sarah Siri Lee König (als Schmitz) trugen Erhellendes über Erarbeitung des Stoffs und der Rollen bei. Das Publikum bereicherte die Diskussion mit Neugier und kritischen Fragen.