Rückblick auf den pro.log zu Animal Farm

Der pro.log zu Animal Farm am 05.03. war wieder einmal sehr gut besucht. Dr. Windisch hielt einen spannenden und fundierten Vortrag über die Hintergründe von Orwells Fabel. Er knüpfte an den russischen Überfall auf die Ukraine an und erinnerte an den Holodomor. Das Leid der Menschen der damaligen Zeit wurde mit Fotografien verdeutlicht. Die Wirkung von Menschendarstellung als Tiere verdeutlichte Dr. Windisch an Bildbeispielen mit Putin und Trump. Die tiefgreifenden und umfangreichen Ausführungen zur Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte zeigten unter anderem, wie Orwells Werk in der politischen Auseinandersetzung des kalten Krieges instrumentalisiert wurde. Mehrfach lobte Dr. Windisch die gelungene Inszenierung. Dass sie keinen konkreten Zeitbezug herstellt, ermögliche einen weiten Raum für Assoziationen, sei es ins Politische oder auch ins Zwischenmenschliche, das sich in gruppendynamischen Prozessen zeigt. 

In der anschließenden Diskussion wurde daran erinnert, dass es auch nach der Stalin-Zeit ähnliche Entwicklungen von euphorisch gefeierter Freiheit zu deprimierender Unterdrückung gab; der Iran und Nicaragua wurden explizit genannt. Wohl durch Dr. Windischs‘ Verweis auf den Holodomor und seine Ausführungen zu Tierwohl und Tierethik wurde die Frage angeregt, inwieweit das Essen von Tieren zu rechtfertigen sei. Die Dramaturgin Hannah Stollmayer erzählte, dass sie mit der Regisseurin Franziska Stuhr diskutiert hatte, ob dieses Thema in der Inszenierung eine explizite Rolle einnehmen solle. Man habe sich dagegen entschieden, stelle aber fest, dass Jugendliche in der Nachbesprechung den Punkt regelmäßig ansprechen, so wie das auch in dieser Veranstaltung geschah.  Miguel Jachmann wurde gefragt, ob denn die Aufführung zu einer sportlichen Herausforderung würde. Die Säcke seien schon schwer und nach sieben aufeinanderfolgenden Aufführungen spüre er schon seine Muskeln, erzählte Jachmann. Kristina Lotta Kahler berichtete, dass das Team sich gefragt hatte, ob sie beim Proben sich mehr als Tier oder als Menschen fühlen würden. Sie war erstaunt, dass sie nach kurzer Zeit völlig vergessen hatte, dass sie ein Tier war.

V.l.n.r; Dominik Puhl, Kristina Lotta Kahlert, Thomans Fritz Jung, Miguel Jachmann

Insgesamt gab die Veranstaltung tiefe Einblicke in die Hintergründe des Textes von Orwell, aber auch in die Arbeit von Regisseurin, Dramaturgin und Darstellenden, deren Ergebnis wir auf der Bühne sehen können.

Das war der Stammtisch am 9. Februar

Am 9. Februar war es wieder so weit: Ein gutes Dutzend Besucherinnen und Besucher traf sich im Hintertürle und sprach angeregt miteinander. Beispielsweise über die aktuelle Woyzeck-Inszenierung. Und wieder einmal wurde deutlich, dass umstrittene Produktionen, weil sie die einen sehr beeindrucken (auch die Organisatorin des Stammtisches), andere dagegen ratlos bis verärgert lassen, zu spannenden Diskussionen und Überlegungen Anlass geben. Die Spardebatte, das Ausspielen von Sport gegen Kultur- statt Sport und Kultur- war natürlich auch ein Thema. Aber der Stammtisch ist für alle Themen und Gespräche offen, und es ist schön, Mitglieder unseres Vereins kennenzulernen.

Der nächste Stammtisch findet am 6. April statt.

pro.log zu Woyzeck

Volles Haus – rund 60 Interessierte kamen zum pro.log. Es war ein lehrreicher Vortrag und eine inspirierende Diskussion. Janine Firges rollte die historischen Hintergründe auf, exponierte die Frage der Schuldfähigkeit, kam auf Marie als Opfer zu sprechen und stellte auch den Bezug zur Konstanzer Aufführung her. Bei so viel Input kam sofort eine Diskussion in Schwung, in die auch die Mitglieder des Ensembles schnell einbezogen wurden: Wie ist das, wenn Frauen Männerrollen spielen? Woher stammt der Text, den Marie als Erzählerin spricht? Wie kann man das Verhältnis von Mensch und Tier angemessen beschreiben – und wie soll man es inszenieren? Alle Ensemblemitglieder betonten, wie bereichernd das Gespräch mit dem Publikum im Rahmen des pro.logs gewesen sei. Dank der souveränen Diskussionsleitung unseres Vorstandsmitglieds, Heike Brandstädter, kamen alle Fragen und Beiträge zum Zug. Nicht nur die Teilnehmerzahl, auch die Zeit war am Schluss komplett ausgereizt. Ein gutes Zeichen.

Heike Brandstädter stellt die Vortragende, Janine Firges, vor.
von vorne: Janine Firges,, Ulrich Hoppe, Patrick O. Beck , Meike Sasse, Anna Eger, Anne Rohde, Heike Brandstädter
v.l.n.r. Ulrich Hoppe, Patrick O. Beck , Janine Firges, Meike Sasse, Anna Eger, Anne Rohde, Heike Brandstädter

AufgeTischt #2

Der zweite Termin war ein voller Erfolg: viele Teilnehmer, ein spannender Schauspieler und ein romantisches Ambiente. Odo Jergitsch hat im RIVA die fantastische Literatur Österreichs nach Konstanz gebracht.

Zwei Teilnehmer, die als Gäste eingeladen kamen, waren so begeistert, dass die spontan in unseren Verein eingetreten sind: „solch interessante und besondere Darbietungen kann man sich einfach nicht entgehen lassen – deshalb unbedingt die Mitgliedschaft im Verein der Theaterfreunde

Spende von der Helmut-Kraft-Stiftung

Die Theaterfreunde Konstanz freuen sich über eine Spende der Helmut-Kraft-Stiftung. Mit der Spende können wir das Stadttheater Konstanz in einer nicht ganz einfachen Zeit helfen.

Die Stiftung, mit ihrem Sitz in Hemmenhofen, unterstützt seit vielen Jahren schwerpunktmäßig in Baden-Württemberg bildende Kunst und konzentriert sich dabei auf junge, unbekannte Künstler. Ein weiterer Zweck ist die darstellende Kunst und deren Aktivitäten.

TriebWerk #3

Was hat Ernst Ludwig Kirchner mit der aktuellen Inszenierung von Shockheaded Peter zu tun?

Wie steckt man drei Schauspieler gleichzeitig in eine Hose so, dass sie sich noch bewegen können, und wie bringt man überhaupt Blut dazu, zum richtigen Zeitpunkt perfekt zu spritzen?

Diese und weitere spannende Fragen konnten uns Romana Lautner und Katia Bottegal, die für das Kostümbild verantwortlich zeichnet, beantworten.  Ein sehr informatives und unterhaltsames TriebWerk, das uns äußerst lebendig die Entwicklung eines Kostümbildes in Zusammenarbeit mit Regie und Bühnenbild veranschaulichte, seine Umsetzung während der Proben durch die Gewandmeisterei sowie die Kreativität der Mitarbeiter, die dabei angesichts finanzieller und zeitlicher Restriktionen freigesetzt wird.

Romana Lautner (links) und Katia Bottegal

Beim stimmungsvollen Apéro im Leica Café Blende 8 wurde anschließend angeregt weiterdiskutiert über das TriebWerk… und so manch anderes Thema.

Mitgliederversammlung

Am 10.11.2022 fand in der Spiegelhalle die diesjährige Mitgliederversammlung statt; sie wurde mit ein paar Liedern unseres Musikalischen Leiters, Herr Rudolf Hartmann, eingeleitet. Der Vorstand erläuterte den Mitgliedern die einzelnen Aktivitäten des vergangenen Jahres: pro.log, Preview, Beiratsgründung, Umfrage, TriebWerk, AufgeTischt, Stammtisch, Bodenseetheatertag, Leinwandspende. Die Schatzmeisterin berichtete über die Finanzen.

Der Vereinsvorsitzende berichtet

Der Vorstand und die Schatzmeisterin wurden entlastet und ein neuer Vorstand gewählt. Frau Brigitte Lauf verlässt nach 20 Jahren den Vorstand, das wurde angemessen gewürdigt. Die neuen Vorstandsmitglieder sind: Dr. Heike Brandstädter, Brigitte Aumayer und Gabriela Zimmermann.

Das langjährige Vorstandsmitglied Brigitte Lauf hält zu ihrem Abschied eine kurze Ansprache

Im Bericht des Theaters erführen wir einiges über die Hintergründe der laufenden Haushaltsdebatte und mögliche Konsequenzen für das Theater. Es wurde eine Spende über 5.000 € für Gastschauspieler positiv entschieden.

In der anschließenden offenen Diskussion wurde vor allem erörtert, wie der Verein mehr Einfluss auf Konstanzer Öffentlichkeit nehmen kann und das Theater noch besser unterstützen kann.

Theaterfreundestammtisch #1

Gestern, Donnerstag, 6.10., war es so weit: Der erste Stammtisch fand im Hintertürle statt. Unser Vorstandsmitglied, Renate Schwalb, konnte anschließend ohne zu übertreiben sagen, dass der Auftakt gelungen war. Obwohl fünf Interessierte absagen mussten (Corona und sonstige Unbill lassen grüßen), trafen sich zehn Theaterfreundinnen und vier Theaterfreunde im schönen Gastraum des Hintertürle, und der große ovale Tisch plus kleinem Beistelltisch war dicht besetzt. Durch eine Vorstellrunde lernten wir uns ein wenig kennen und es entspannen sich viele anregende Gespräche. Eines der Themen waren die Konsequenzen, die mit den zu erwartenden Sparmaßnahmen der Stadt zu erwarten sind. Wir werden sehen, ob und wie die Theaterfreunde hier gefordert sind.

Der Stammtisch wird am 1. Dezember fortgesetzt (nähere Informationen folgen rechtzeitig).

Und im neuen Jahr geht es dann im Februar weiter,- ob bei Interesse sogar monatlich kann diskutiert werden.

Blick ins Hintertürle

NOSFERATU – DER FILM – Friedrich Murnaus Stummfilmklassiker in neuem Klanggewand

Genau 100 Jahre ist sie alt, Murnaus „Symphonie des Grauens, gefilmt nach der
berühmten Romanvorlage Dracula des irischen Autors Bram Stoker. Zum
Jubiläumsjahr hatte Composer-Performer Walter Windisch-Laube, der „Mann am
Klavier+Keyboard” seine Alsfelder Musikalisierung überarbeitet und zusammen mit der
Saxophonistin und Klarinettistin Ulrike Schimpf, neu instrumentiert.

Stärker als der Film konnte die Musik gruseln

In Konstanz war nun, auf Initiative der Theaterfreunde, die süddeutsche
Erstaufführung des filmisch-musikalischen Gesamtkunstwerkes im Wolkenstein-Saal
des Kulturzentrums zu sehen und zu hören. Gedacht war an eine künstlerische
Spiegelung der fulminanten NOSFERATU-Inszenierung auf dem Konstanzer
Münsterplatz.

Entsprechend Murnaus filmischem Prinzip werden in der Alsfelder Nosferatu-Musik,
laut Walter Windisch-Laube, unterschiedliche Komponenten ineinander bzw. gegen und
teils sogar übereinander montiert: Er nutzte als “Zeitkolorit-Komponente”
atmosphärische Musik aus der Entstehungszeit des Films. Die “Ohrwurm-
Komponente” machte sich Filmmusik-Hits aus der frühen Tonfilmzeit zunutze, griff
aber auch auf Ragtime und Gesellschaftstänze der Golden Twenties zurück. Leid/t-
Motiv-Komponenten wurden in überleitender Funktion im Hinblick auf das sich
anbahnende Leid, z.B. Ausbruch der Pest, einbezogen. Mit klangbetonten
improvisatorischen Passagen wurde der laufenden Handlung eine packende
Klangkolorierung des Handlungsgeschehens beigemischt.

Wir wurden als Zuschauer von Murnau/Windisch-Laube in das Jahr 1838 in die alte
Hafenstadt “Wisborg” zurückversetzt, in die gleichsam historische Zeit des
Filmgeschehens, als gerade die ersten Eisenbahnen fuhren und die Musik der
Hochromantik begann. Somnambulismus, wie jene Phasen der traumwandlerischen
Protagonistin Ellen, war ein vielbeachtetes Phänomen, mancher Aberglaube weit
verbreitet. Somit durften wir diesen Abend durch die musikalische Steigerung der
gezeigten filmischen Schauer-Szenen genussvoll genießen und mancher Aberglaube weit verbreitet. Somit durften wir diesen Abend durch die musikalische Steigerung der
gezeigten filmischen Schauer-Szenen genussvoll genießen und die Musik getrost als
gespenstisch oder Gänsehaut-tröstlich auf uns wirken lassen.

Es gab großen Applaus für die beiden Künstler und der Abend, ein eintrittsfreies
Danke-Schön-Geschenk des Vereins an alle, die dem Stadttheater die Treue über die
entbehrungsreichen und kulturarmen Monate gehalten hatten, brachte noch dazu
einen schönen Spendenbetrag ein.