Bericht vom pro.log zu „Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann“

Pro.log – Epilog – Sternstunde

Dr. Sarah Seidel (Vortrag), Sebastian Haase (Ensemble), Renate Schwalb (Einführung, Diskussionsleitung)

Wie schafft man es, das Wesen von etwas zu zeigen? Das Wesen vom Entstehen der Gewalt? Das Wesen dessen, wohin sie führen kann? Wie schafft man dies 2022 in der Umsetzung einer Erzählung aus den 70er Jahren, die aus narrativen Versatzstücken besteht anstatt eines stringenten Handlungsstrangs und deren Komplexität sich der Leser selbst erschliessen muss?

Der Vortrag von Frau Dr. Seidel zeigt uns verschiedene Aspekte auf, die die Konstanzer Inszenierung umgesetzt hat, der es so gelungen ist, den Montagecharakter der Erzählung und ihre Begrifflichkeiten durch ein weiteres Aufbrechen des Nähe-Distanz-Verhältnisses konsequent weiterzuentwickeln und in die heutige Zeit zu transportieren.

Zentral für das Ensemble war dabei für Sebastian Haase die maximale Offenheit und schonungslose Wahrheit, ihr Ertragen durch den einzelnen bei der Umsetzung des inszenierten Stoffs sowie die intensive Arbeit mit dem Mittel der Improvisation, um den Kern der Erzählung, ihr Wesen, die «Wahrheit» der jeweiligen Situationen herauszuarbeiten. Das forderte viel von den Darstellenden, die sich nicht an einer Figur abarbeiten und festhalten konnten.

Ein wirklich inspirierender pro.log, der uns auch nach Absetzen des Stücks zu einer interessanten Diskussion angeregt hat und uns an der Arbeit, dem Weg von der Inszenierungsidee bis zur Premiere, teilhaben liess.

Vielen Dank allen Beteiligten!