Kurzinfo zu: Jeder stirbt für sich allein

Hans Fallada

„Aufgerüttelt durch den Fronttod ihres Sohnes „für Führer und Vaterland“, schreibt das Ehepaar Quangel einfache Botschaften auf Postkarten, in denen sie zum Widerstand aufrufen. Die Karten verteilen sie auf Treppen und Hausfluren überall in der Stadt. Damit riskieren sie ihr Leben. Schon bald geraten sie ins Visier des Kriminalkommissars Escherich, der, selbst mehr karrierebewusster Mitläufer als glühender Nazi, unter dem Druck seiner Vorgesetzten in Zugzwang gerät. Denn, so Hans Fallada: „Das Groteske geschieht: der Elefant fühlt sich von der Maus bedroht.“

Falladas Roman geht auf die wahre Geschichte des Berliner Arbeiterehepaars Otto und Elise Hampel zurück, die 1943 von den Nazis hingerichtet wurden und deren Karten bis heute überliefert sind. 1946 verfasst er manisch die 899 Manuskriptseiten in kaum vier Wochen; drei Monate später stirbt Hans Fallada an Herzversagen.

Seine kraftvoll gezeichneten Figuren versuchen zu überleben, in einer Gesellschaft, in der Argwohn und Angst jedwede soziale Beziehung bestimmen. Viele als Mitläufer*innen, andere durch Denunziantentum oder Täterschaft. Einige beweisen, dass man sogar in diesem System seine Freiheiten behaupten und seinem Gewissen folgen kann.“

Von einem ›literarischen Großereignis‹ sprach die New York Times, als der Aufbau Verlag 2011 den Roman nach dem Originalmanuskript neu herausbrachte. Daher liegt es nahe, zunächst die Umstände der Entstehung des Romans darzustellen, der »in großen Zügen«, so Hans Fallada, den »Akten der Gestapo« folgt. Ein weiterer Aspekt gilt sodann den ›Freiheiten‹, die der Autor sich nahm. Dabei kommt der Erzählhaltung besondere Bedeutung bei.

Dr. Franz Schwarzbauer, der viele Jahre als Kulturamtsleiter in Meersburg und Ravensburg tätig war, ist Lehrbeauftragter an der Universität Konstanz, im FB Literaturwissenschaft.