Dr. Renata von Maydell
Lev Tolstoj zeigt in Anna Karenina seine umfassenden psychologischen Einsichten in die Höhen und Tiefen zwischenmenschlicher Beziehungen. Plastisch und lebensnah schildert er vier Paare zwischen Begehren und Überdruss, Hoffnung und Enttäuschung, Treue und Verrat, Glaube und Zweifel, gesellschaftlichen Zwängen und individuellen Freiheiten, Liebe und Tod. Dieser Fülle von Facetten und Konstellationen liegt ein strenges Schema zugrunde, die Formel zum Glück oder Unglück einer Familie, die Tolstoj bereits in seinem berühmten ersten Satz des Romans benennt: Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.