Vortrag zu: Am Wasser

Oswald Burger

Die Rüstungsindustrie am Bodensee beginnt mit dem Bau von Luftschiffen in Friedrichshafen im Jahr 1900, die Ferdinand von Zeppelin zur Bombardierung von Paris und London aus der Luft entwickeln ließ. Schon vor dem Ersten Weltkrieg waren in Friedrichshafen vier Unternehmungen entstanden, die für die Rüstung produzierten, der Luftschiffbau Zeppelin, die Maybach Motorenwerke, die Zahnradfabrik Friedrichhafen und die Flugzeugwerke Dornier. In den Zwanziger Jahren mussten sich die Friedrichshafener Rüstungsunternehmungen mit der Herstellung ziviler Produkte begnügen. Aber im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs stellten die Unternehmungen wieder ausschließlich Produkte für den Krieg her. Die Alliierten zerstörten die Fabriken schließlich durch Bombenangriffe. In der Folge wurden an zahlreichen Orten im Bodenseegebiet Abteilungen dieser Unternehmungen verlegt. Und schließlich versuchte man diese Industrie bombensicher unter der Erde zu verlagern. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es wieder eine Periode, in der die Herstellung von Rüstungsprodukten nicht möglich war. Aber seit Mitte der Fünfziger Jahre brauchten die Bundeswehr und die mit der Bundesrepublik verbündeten NATO-Partner wieder Rüstungsprodukte. So beliefern die Friedrichshafener Unternehmungen wieder Armeen in Deutschland, Europa und der Welt. Und es kamen neue Rüstungsfirmen dazu, unter anderen die heutige Firma Diehl in Überlingen und in Wangen im Allgäu sowie viele Zulieferer.

Oswald Burger aus Überlingen hat sich als Historiker mit der Geschichte dieser Rüstungsindustrie befasst und im Besonderen auch mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern und KZlern. Als Kommunalpolitiker in Überlingen war er damit konfrontiert, dass das größte Unternehmen der Stadt Waffensysteme und Lenkeinrichtungen von Fluggeräten herstellt, dass der Wohlstand der Region nicht nur aus dem Fremdenverkehr, sondern auch aus den Gewerbesteuern dieses Unternehmens stammt und dass das kulturelle Leben in der Stadt ohne Sponsoring durch die Rüstungsindustrie nicht denkbar wäre. Unvermeidlich ist es, mit Mitarbeitern von Rüstungsfirmen verwandt und befreundet  zu sein. Er kann aus der eigenen Erfahrung berichten, in welche Schwierigkeiten man dadurch gerät.