Offener Brief zur Konstanzer Theaterschließung

Sehr geehrter Herr Burchardt, sehr geehrte Gemeinderäte,

bitte setzen Sie sich Ihren Möglichkeiten entsprechend dafür ein, dass das Stadttheater Konstanz weiter spielen darf. Der Spielbetrieb trägt nicht zum Infektionsgeschehen bei, der Verlust der Kultur verarmt aber unser Leben.

Dass Theaterspielstätten das Virus nicht verbreiten, wird von kompetenten Stellen bestätigt. Was das Robert-Koch-Institut und das Land Baden-Württemberg zu der Frage sagen, wo es häufig zu Infektionen kommt und wo nicht, ist einem Tagesspiegelartikel sehr gut zusammengefasst. Theater und Museen gehören nicht zu den Übertragungsorten.

Dass Theater wichtig ist für das Leben einer Stadt und das Leben in einer Stadt, sollte auch unstrittig sein. Für viele Menschen in Konstanz ist das Theater sehr wichtig. Gerade in Zeiten reduzierter sozialer Kontakte ist ein Theaterbesuch, die Auseinandersetzung mit einem Stück eine Möglichkeit, dem grauen Corona-Alltag zu entkommen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Wir möchten nicht falsch verstanden werden. SARS-CoV-2 darf nicht unterschätzt werden, das Virus breitet sich jetzt im Herbst stark aus und Maßnahmen, die die Ausbreitung bremsen, sind wichtig und müssen umgesetzt werden. Die Verantwortung und die Solidarität jedes Einzelnen ist gefragt, zum Schutz der Gesundheit und für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Aber Maßnahmen, die nicht nützen, dafür aber schaden, sollten schnellstens beendet werden.

Im Stadttheater Konstanz hat es nach der Eröffnung der neuen Spielzeit keine Krankheitsübertragung von COVID-19 gegeben. Wie auch? Das Hygienekonzept von Theater und Stadtverwaltung ist klug überlegt und wurde konsequent umgesetzt. Jetzt das Theater zu schließen kommt der Behauptung gleich, das Hygienekonzept sei unwirksam, man habe die Besucher in falsche Sicherheit gewogen. Das untergräbt das Vertrauen in die Maßnahmen der Verantwortlichen.

Sehr geehrter Herr Burchardt, sehr geehrte Gemeinderäte, selbstverständlich können und dürfen Sie sich nicht den Anweisungen der Landesregierung widersetzen. Aber sicherlich finden Sie Wege, sich für unser Anliegen einzusetzen. Es bedarf vieler einzelner Stimmen, wie beispielsweise die der 35 Oberbürgermeister, die einen offenen Brief an unseren Ministerpräsidenten geschickt haben.

8 Gedanken zu „Offener Brief zur Konstanzer Theaterschließung

  1. Ich unterstütze voll und ganz den Brief des Vorstandes an den OB. Die fehlenden sozialen Kontakte sind psychisch sehr belastend und schöne Stunden im Theater gut Kopf, Herz und Seele. Danke für das Engagement in dieser außergewöhnlichen Zeit.

  2. Danke für Eure prompte Reaktion. Unterstütze Eure Thesen mit vollem Herzen.
    Besonders gut finde ich die Spende in Höhe von € 5.000,00. Hoffe andere Fördervereine
    folgen Euren Beispiel.

  3. Liebe Theaterfreunde,
    Ich unterstütze den offenen Brief der Theaterffreunde bezüglich der Schliessung des Theaters .
    Solidarität ist unter allen Beteiligten notwendig, aber die getroffenen Massnahmen gehen an den bisher gemachten Erfahrungen mit Konzepten zur Infektionsvermeidung im Bereich Theater vorbei.
    Im Falle eines zu verlängernden Lockdowns ist auf die Sparten die mit funktionierenden Konzepten erfolgreich waren Rücksicht zu nehmen ,deren Konzepte sind festzuschreiben

  4. Diesen Brief unterstütze ich vollkommen: Covid 19 darf nicht unterschätzt werden, ab er nach den Umbauten im Theater und der damit vebundenen Verringerung der Zuschauerzahlen ist ein Schließen des Theaters nicht notwendig.
    Vielleicht sollte man die Ausgänge noch weiter trennen: Für den Rang und die rechte Seite des Parketts nur den Hinterausgang freigeben, für den linken Teild des Parketts den vorderen Ausgang.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Detlef Dürr

  5. Inhaltlich unterstütze ich den Brief voll und ganz. Die erneute Schließung unserer Kultureinrichtungen tut sehr weh, vor allem vor dem Hintergrund der mühevollen Planungen, mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept doch wieder spielen zu können. Vom Gemeinderat kann ich Unterstützung zusagen, allerdings sind uns und auch dem OB im Moment die Hände gebunden: eine Landesverordnung müssen wir akzeptieren und umsetzen. Es geht jetzt darum, für die Zeit ab Dezember zu mobilisieren – hier sind wir in Form von einem neuen Bündnis Kulturnetz tätig.

  6. Selbstverständlich trage ich verantwortungbewußt, wirksame und überlegte Anordnungen zur Vermeidung von Ansteckungsmöglichkeiten in dieser schwierigen Zeit, mit. Aber dass sinnvoll entwickelte Konzepte wie den Umbau des Zuschauerraums in unserem Theater, mächtig reduzierte Besucherzahl und Aufführungen ohne Pausen (was ja Verzicht auf sozialen Kontakt und lebendigen Austausch bedeutet) nun wegen pauschal und undifferenzierter Regelungen zum Opfer fallen, will mir nicht einleuchten. Zumal meine gestrige Erfahrung mit dem Schienenersatzverkehrbus von Radolfzell nach Allensbach in drangvoller Enge mit vielen Jugendlichen, vermutlich auf dem Heimweg von der Berufsfachschule jegliche Abstandsregel außer Kraft setzte. Wie willkürlich, konzeptlos und irrwitzig erscheinen da Erlasse wie die Schließung abgesicherter kultureller Einrichtungen wie unseres Theaters oder der Philharmonie! Diese Widersinnigkeit korrumpiert jegliches Verständnis für diese kopflosen Pauschallösungen, die unser lebensnotwendiges soziales Miteinander unbedacht zerstören.

  7. Der Brief an den OB und die Gemeinderäte spricht mir aus dem Herzen: In der Open-Air Aufführung von „Hermann der Krumme“ haben wir das sehr gut durchdachte und hervorragend funktionierende Hygienekonzept des Konstanzer Theaters „hautnah“ erlebt; dasselbe gilt auch für die erste Inszenierung der laufenden Spielzeit im Theaterinnern. Für jemanden wie mich, der nicht mehr im Berufsleben steht, ist Teilhabe an Kultur keine Freizeitaktivität, sondern etwas Lebenswichtiges, wenn so viel um einen herum wegbricht. Wenn ich dann in der Aufzählung der angeordneten Schließungen Theater u.a. mit Spielkasinos und Bordellen in einem Atemzug genannt finde, treibt mir das – gelinde gesagt – die Zornesröte ins Gesicht.

  8. Wenn ich auch das Anliegen der Theaterfreunde (zu denen ich auch gehöre) gut verstehen kann, so empfinde ich den Wunsch, die Schließung des Theaters zurück zu nehmen, als unsolidarisch und unvernünftig. Kleinere private Theater haben unter weitaus größeren finanziellen Sorgen zu leiden: wie soll die Politik hier differenzieren? — und unvernünftig, weil man den Anschein erweckt, dem immer mehr anschwellendem Protest der Corona-Leugner hinterher zu laufen.
    Mein Apell an alle verantwortungsvollen und einsichtigen Theaterfreunde und Kunstfreunde lautet: bleibt dem Theater treu, nutzt die vielen Möglichkeiten des Kunstgenusses im Internet und harrt aus in Geduld und Hoffnung auf ein besseres 2021.

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